In Einklang mit der Tierwelt –
mit dem richtigen Licht
Selux entwickelt besonders insektenfreundliche Straßenleuchte
Am 1. März 2022 ist eine neue Version des Bundesnaturschutzgesetzes in Kraft getreten. Darin heißt es im Paragraph 41a, dass wildlebende Tiere und Pflanzen vor vermeidbaren Lichtemissionen zu schützen sind. In Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der TU Berlin hat Selux eine Straßenleuchte entwickelt, die besonders dabei helfen soll, den Lebensraum von Insekten zu erhalten und trotzdem ausreichend Licht zur Sicherheit für Menschen zu gewährleisten.
Die nächtliche Beleuchtung hat viele positive Aspekte: Sie hilft uns bei der Orientierung, sie erhöht das Sicherheitsgefühl auf Straßen und Wegen. Licht verschönert nicht nur Stadtbild, sondern trägt viel auch zur Lebensqualität ihrer Bewohner bei. Gleichzeitig fällt Licht vielerorts nicht nur auf Straßen und Wege, sondern auch in den Sternenhimmel. Außenbeleuchtung kann nachtaktive Tiere stark beeinträchtigen. Fluginsekten werden durch den sogenannten Staubsauger-Effekt von Lichtquellen massenhaft angezogen, Vögel von ihren Wanderrouten abgelenkt und der Lebensraum der Fledermäuse eingeengt. Mit negativen Folgen für das ganze Ökosystem.
Ein Transferprojekt für umweltverträgliche Beleuchtung
Im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt startete 2019 das Transferprojekt Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung. Das IGB entwickelte in Zusammenarbeit mit Forscher:innen vom Fachgebiet Lichttechnik der TU Berlin ein neues Straßenbeleuchtungsdesign, das die Abstrahlung des Lichts auf die Flugbahnen von Insekten minimieren soll.
Das äußerst insektenfreundliche Beleuchtungsdesign dient dazu, dass das Licht der Leuchten nicht mehr an der Leuchte selbst zu sehen sein wird, sondern auf den Gehwegen und Straßen. Selbstverständlich werden dabei Beleuchtungsstandards für die Verkehrssicherheit beachtet.
Die Helligkeit der neu entwickelten Straßenleuchte wird im Schwarzlabor der TU Berlin untersucht.
Dr. Sibylle Schroer, Projektkoordinatorin vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) besucht mit Olaf Rieling, Leitung Vertrieb D/A/CH unseren Produktionsstandort im brandenburgischen Zachow.
Straßenleuchten, die kein Licht auf die Flugbahn von Insekten werfen
Wie sieht eine Straßenleuchte in der Praxis aus, die auf die Bedürfnisse von nachtaktiven Tieren Rücksicht nimmt? Eine Leuchte, die kein Licht auf die Flugbahn von Insekten wirft? Bei einem bundesweiten Vergabeverfahren erhielt Selux den Zuschlag für die Herstellung einer Straßenleuchte, die diese Kriterien erfüllt.
Die sogenannten Dark-Sky-Technologien sind seit Jahren ein Forschungsschwerpunkt und gleichzeitig eine Herzensangelegenheit von Selux. Die bisherigen Erfahrungen konnten somit in das aktuelle Projekt, das sich insbesondere auf die Beleuchtung von Fahrradwegen und Freiflächen in Parks bezieht, einfließen. In solchen Anwendungssituationen wird eine scharfe Abgrenzung von Licht, ein sogenanntes cut off gewünscht. Nicht nur das Leuchtmittel sollte von den Insekten nicht gesehen werden, auch auf den Mast sollte kein Licht treffen, damit auch keines reflektiert werden kann. Außerdem musste die Leuchte steuer- und dimmbar sein.
Tal — ein leistungsstarkes Produkt als Basis für innovative Lösungen
Für das Transferprojekt wurde die Tal Mastleuchte als Grundlage ausgewählt. Die Ingenieure von Selux statteten die Leuchte mit modernster Lichttechnik aus. Die speziell entwickelten Optiken und ein Blendensystem lenken nun das Licht direkt nach unten und schützen die Passanten vor Blendung. Gleichzeitig verhindern sie unnötiges Streulicht oberhalb der Horizontebene und damit die Lichtverschmutzung des nächtlichen Himmels.
Zum Vergleich: Bei einer herkömmlichen Straßenbeleuchtung beispielsweise mit Koffer- oder Pilzleuchten strahlt das Licht direkt in die Flughöhe von Insekten. Die nicht abgeschirmten Leuchtpunkte können Barrieren im Lebensraum von Insekten bilden. Dieser Staubsauger-Effekt wird mit der neuen, insektenfreundlichen Lichttechnik weitestgehend minimiert.
Erste Straßenleuchten auf dem Versuchsfeld
Das insektenfreundliche Straßenbeleuchtungsdesign wird vorerst auf einem Versuchsfeld mit 24 Leuchten von IGB getestet. Die ersten besonders insektenfreundlichen Tal-Leuchten wurden im Februar 2022 auf einem Experimentalfeld im brandenburgischen Havelland montiert. Die Wissenschaftler:innen untersuchen je eine Saison vor und nach Umrüstung die Anziehung und das Verhalten von Insekten an den Straßenleuchten. Danach werden die Leuchten in vier Partnerkommunen, in Krakow am See in Mecklenburg, in zwei Gemeinden in Brandenburg und in Fulda umgerüstet. Hier wird das Verhalten von Insekten an den Leuchten zwei Jahre vor und nach der Umrüstung sowie in einem Direktvergleich analysiert.
Bei erfolgreicher Evaluierung sollen die Lichtstärkeverteilungskurven und das Leuchtendesign als ein Bestandteil für Handlungsempfehlungen an Kommunen, Behörden und Unternehmen herausgegeben werden. Die konkreten Lösungsvorschläge sollen helfen, gegen unnötige Lichtemissionen im öffentlichen und privaten Bereich aktiv zu werden und den Lebensraum von Insekten zu schützen.
Tipps für eine
insektenfreundliche Beleuchtung:
Bereits kleine Schritte können helfen, die Lichtimmission zu reduzieren und damit nachtaktive Tiere zu schonen.
Setzen Sie warme Farbtemperaturen ein
Blaues und weißes Licht locken die meisten Insekten an. Eine verträglichere Alternative ist warmes Licht mit mehr Rotanteilen. In Lebensräumen empfindlicher und gefährdeter Tiere sollten Leuchten mit max. 2700 K oder dem extrem warmen Farbton „PC Amber“ eingesetzt werden.
Reduzieren Sie die Beleuchtungsstärke
Licht sollte nicht heller sein als nötig. Achten Sie bitte darauf, dass normative Vorgaben nicht überschritten werden. Manche beleuchteten Oberflächen reflektieren mehr Licht zurück in den Nachthimmel als andere. Analysieren Sie das Reflexionspotenzial und dimmen Sie die Beleuchtungsstärke entsprechend. Wir empfehlen Ihnen ebenfalls zu überprüfen, ob Ihre Leuchten auch die Masten mitbeleuchten.
Steuern Sie das Licht bedarfsgerecht
Heute können bestehende Lichtmaste mit Bewegungsmeldern oder Zeitsteuerungen einfach ausgerüstet werden. Diese Sensoren stellen sicher, dass Licht zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung steht und ansonsten gedimmt oder ganz ausgeschaltet wird.
Verwenden Sie Night Sky Optiken
Mit speziell entwickelten Optiken lässt sich unnötiges Streulicht vermeiden. Das bedeutet, dass oberhalb der Horizontebene einer Leuchte keine direkten Lichtanteile abstrahlen. Präzises Licht nach unten ermöglicht somit ein noch genaues Akzentuieren.
Der Ausblick: Variable Optiken
Mit der LED-Technik, neuen Materialien und Fertigungsverfahren stehen uns heute erheblich mehr Möglichkeiten zur Verfügung, um Lichtverteilung, Ausrichtung, Intensität und Farbspektrum von Leuchten zu kontrollieren. Zurzeit wird bei Selux eine variable Optik für Straßenleuchten entwickelt, die – ob Fahrradweg oder Straße – verschiedene Straßengeometrien flexibel mit Licht bedienen kann.
Mehr zu diesem Thema
Bei der ZDF-Dokumentationsreihe plan b begleitet der Autor Felix Franz die Forscherin Dr. Sibylle Schroer bei ihrer Mission für eine insektenfreundliche Beleuchtung auf unseren Straßen.
Sendetermin: wird noch veröffentlicht
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